Fraøch Beoír – Heather Ale – Heideblütenbier

From the bonny bells of heather,
They brewed a drink langsyne,
Was sweeter far than honey,
Was stronger far than wine.
[…]

Robert Louis Stevenson (1850-1894), Schottischer Schriftsteller

Fraøch Beoír ist der gälische Begriff für Heideblütenbier. Fraøch steht für die Heideblüte/Heather und Beoír für Bier/Ale.

Heideblüten wurden in nördlichen Ländern, wo die Heideblüte besonders viel wächst, schon lange zum Aromatisieren von Getränken eingesetzt. Bei Ausgrabungen wurde die Verwendung von Heideblüte in Töpfen aus Zeiten bereits um – je nach Quellenlage – 1900 bis 1000 v. Chr. nachgewiesen.

Heideblüten wurden in Schottland insbesondere in Hausbrauereien auch lange Zeit zum Aromatisieren von Bier verwendet, bis nach der Schlacht von Culloden 1746 die Engländer Schottland übernahmen und alles Schottische verboten. Damit galt ab dann auch ein englisches Gesetz aus 1707 in Schottland, welches ausschließlich Hopfen als Aromagabe im Bier zulässt.
[Quelle: Radical Brewing, Randy Moscher, Brewers Publications 2004]

Das Heideblütenbier haben, laut einer bekannten schottischen Legende, die Pikten perfektioniert und diese haben das Rezept selbst nach der Eroberung durch die Schotten nicht preisgegeben. Das geheime Wissen, wie ein richtig gutes Heather Ale zu brauen ist, ging für immer verloren. Die heutigen Versionen des Heather Ales können daher laut der Legende nur schlechte Versuche sein, an das erfolgreiche und beliebte Rezept der Pikten anzuknüpfen.

Aber lest selber im Folgenden die Legende des Heather Ale in der Version von Robert Louis Stevenson. Neben dieser Erzählung gibt es auch diverse andere und auch irische Versionen der Geschichte. Nicht über einige Begriffe oder Eigenheiten in der Schreibweise wundern, die Geschichte stammt aus einem schottischen Folklorebuch und ist in Scotticized English geschrieben. Eine Übersetzung folgt weiter unten.

THE STORY OF HEATHER ALE

Once upon a time, lang syne, there were folk in this country called Pechs – or, as some say, Picts. Queer wee folk they were with red hair; and wild they were – wilder far even than the wild Heilanders, and that’s saying a lot. And the Pechs didna even wear a kilt – they wore nothing at all except a bit of paint, and that’s how they got their name, so some folks say, frae the Romans who tried to beat them and to get the country. But the Romans couldna frighten the Pechs – not they! and the Pechs were the only people in all the world that the Romans couldna beat. As a matter o’ fact, the Peachs beat the Romans – and such licks they gave them that the Romans were frightened out of their wits and built a great wall across the north of England to keep out the Pechs! And that just shows!

Well now, if the Romans could beat everybody in the world except the Pachs, and the Pechs could beat the Romans, the Pechs must have been the greatest fighters and the bravest men in all the world. That stands to reason. And it must have been a wonderful lot of people who did beat the Pechs in the end, for they were beaten – they were beaten by the Scots.

Well, after a while these two wonderful races mixed and mingled – just think o’ that! – the two bravest races in the world, the Picts and the Scots. And those are the people that we’re descended frae. And that just shows a lot more! The only trouble is, we are still kind o’ fond of quarreling amongst ourselves – just like the Picts and Scots lang syne – and that’s where we’re done. Silly! But there it is.
And we’re a subborn lot – and thrawn – just like the king o’ the Pechs.

Now, the Pechs were very fond of drinking ale. Oh, but wonderful ale it was – not like the stuff you smell outside public houses to-day. Not a bit! Heather ale it was, and so wonderful that folk all over the world heard about it, and wanted some. No doubt that was what the Romans were after! And the Scots!

But the secret of this wonderful ale was only kenned by the king of the Pechs and his eldest son. The king had to tell his son, for fear of being killed in battle; so that if he were killed, his son, when he became king, would know all about it and could tell his son, and so on. And that’s how the secret was kept, and passed on, from father to son.

But when the Scots came they didna ken this exactly. And, as they wanted the secret, they sent for the old king to come and tell them about it; and, as he had been beaten, he has to do as he was told.

Well, the king o’ the Scots looked at the old beaten king o’ the Pechs, and demanded to know the secret of the heather ale. But do not think the old Pech king would tell? Not he!

So the king o’ the Scots said, all right, he would have to torture him. Well, of course, the king o’ the Pechs didna fancy that; so in the end he said he would tell; but he meant to jouk the king o’ the Scots for all that.

He said he would tell on one condition. He said he would only tell if first they killed his son. You see what he was driving at? For he meant that the secret should never be known.

Said he:
My son ye maun kill,
Before you I will tell
How we brew the yill,
Frae the heather bell!

Well, the king o’ Scots sent for the Pech prince, and had him killed on the spot right before his own father.

‘And now,’ said the o’ the Scots, ‘what aboot it?’
‘What aboot what?’ asked the king o’ the Pechs.
‘About this heather yill, of course,’ said the king o’ the Scots.
‘Awa!’ said the auld Pech king; ‘d’ye think I’m tellin’ you?’
‘Well,’ said the Scots king, ‘ye promised, if I had your son killed; and there he is as deid as a log.’
‘Aye,’ said the Pech king, ‘justis so. And now ye may kill me, for I’ll never tell!’

And then he recited:
And though me ye may kill,
I winna you tell
How we brew the yill
Frae the heather bell!

So they just cracked him ower the heid! And serve him right – the thrawn auld deil!

And that’s how the secret died. And that’s why any ale made to-day is just poor stuff in comparison, for the heather ale o’ the Pechs must have been a grand drink all right to have had all that bother and stramash made about it.

But that Pech king was a daft auld fool with all his stubbornness. And, if he was the last king o’ the Picts, he certainly wasna the last thrawn auld fool, for there’s still a lot like him left in Scotland.

Robert Louis Stevenson (1850-1894), Schottischer Schriftsteller

Die Legende des Heideblütenbiers (übersetzt)

Es war einmal, gute alte Zeit, da es gab Leute in diesem Land, die Pechs hießen – oder, wie manche sagen, Pikten. Seltsame kleine Leute waren sie mit roten Haaren; und wild waren sie – wilder noch als die wilden Highlander, und das sagt viel aus. Und die Pechs trugen nicht einmal einen Kilt – sie trugen überhaupt nichts außer ein bisschen Farbe, und so kamen sie zu ihrem Namen, sagen einige Leute von den Römern, die versuchten, sie zu schlagen und das Land zu erobern. Aber die Römer konnten die Pechs nicht erschrecken – nicht sie! und die Pechs waren das einzige Volk auf der ganzen Welt, das die Römer nicht besiegen konnten. Tatsächlich schlugen die Pechs die Römer – und sie schlugen sie mit so einer Leichtigkeit, dass die Römer zu Tode erschrocken waren und eine große Mauer quer durch den Norden Englands bauten, um die Pechs fernzuhalten! Und das zeigt es!

Nun, wenn die Römer jeden auf der Welt außer den Pechs schlagen konnten und die Pechs die Römer schlagen konnten, müssen die Pechs die größten Kämpfer und die tapfersten Männer der Welt gewesen sein. Das liegt nahe. Und es müssen großartige Leute gewesen sein, die die Pechs am Ende geschlagen haben, denn sie wurden geschlagen – sie wurden von den Schotten geschlagen.

Nun, nach einer Weile vermischten und durchmischten sich diese beiden wunderbaren Völker – denken Sie nur daran! – die beiden mutigsten Völker der Welt, die Pikten und die Schotten. Und das sind die Leute, von denen wir abstammen. Und das zeigt noch viel mehr! Das einzige Problem ist, dass wir immer noch gerne untereinander streiten – genau wie die Pikten und Schotten vor langer Zeit – und da stehen wir nun. Albern! Aber so ist es.

Und wir sind ein untergeordneter Haufen – und stur – genau wie der König der Pechs.

Nun, die Pechs tranken sehr gern Bier. Oh, aber es war ein wunderbares Bier – nicht wie das Zeug, das man heute außerhalb von Wirtshäusern riecht. Kein Bisschen! Es war Heather Ale und so wunderbar, dass Leute auf der ganzen Welt davon hörten und etwas davon haben wollten. Das war zweifellos auch das Ziel der Römer! Und der Schotten!

Aber das Geheimnis dieses wunderbaren Bieres wurde nur vom König der Pechs und seinem ältesten Sohn gekannt. Der König musste es seinem Sohn sagen, aus Angst, im Kampf getötet zu werden; damit sein Sohn, wenn er getötet würde, alles darüber wissen würde, wenn er König würde, und es seinem Sohn erzählen könnte, und so weiter. Und so wurde das Geheimnis gewahrt und von Vater zu Sohn weitergegeben.

Aber als die Schotten kamen, wussten sie das nicht. Und da sie das Geheimnis wissen wollten, ließen sie den alten König kommen und es ihnen erzählen; und da er besiegt wurde, muss er tun, was ihm gesagt wurde.

Nun, der König der Schotten sah den alten, besiegten König der Pechs an und verlangte, das Geheimnis des Heather Ales zu erfahren. Aber glauben Sie nicht, dass der alte Pech-König es erzählen würde? Nicht er!

Also sagte der König der Schotten: Gut, er würde ihn foltern müssen. Nun, der König der Pechs mochte das natürlich nicht; so sagte er am Ende, er würde es erzählen; aber für all das wollte er dem König der Schotten einen Spaß machen.

Er sagte, er würde es unter einer Bedingung sagen. Er sagte, er würde es nur sagen, wenn sie zuerst seinen Sohn töteten. Siehst du, worauf er hinaus wollte? Denn er meinte, dass das Geheimnis niemals bekannt werden sollte.

Er sagte:
Meinen Sohn tötet ihr,
Bevor ich euch werde erzählen
Wie wir das Bier brauen
Aus der Heideglocke!

Nun, der König der Schotten schickte nach dem Pech-Prinzen und ließ ihn direkt vor seinem eigenen Vater auf der Stelle töten.

„Und jetzt,“ sagte der Schotte, „was ist damit?“
„Was ist mit was?“ fragte der König der Pechs.
„Über dieses Heather Ale natürlich,“ sagte der König der Schotten.
„Awa!“ sagte der alte Pech-König; „Denkst du, ich erzähle es dir?“
„Nun,“ sagte der schottische König, „ihr habt es versprochen, wenn ich euren Sohn töten lassen würde; und da ist er nun – tot wie ein Baumstamm.“
„Aye,“ sagte der Pech-König, „das ist so. Und jetzt könnt ihr mich töten, denn ich werde es nie sagen!“

Und dann rezitierte er:
Und obwohl du mich töten magst,
Ich werde es dir nicht sagen
Wie wir das Bier brauen
Aus der Heideglocke!

Also haben sie ihn einfach geknackt! Und geschieht ihm recht – dem sturen alten Teufel! Und so starb das Geheimnis. Und deshalb ist jedes Bier, das heute gebraut wird, im Vergleich dazu nur ein schlechtes Zeug, denn das Heather Ale von den Pechs muss ein großartiges Getränk gewesen sein, um all die Mühe und den Lärm zu rechtfertigen, der darum gemacht wurden.

Aber dieser Pech-König war ein dummer Narr mit all seiner Sturheit. Und auch wenn er der letzte König der Pikten war, war er sicherlich nicht der letzte sture Narr, denn es gibt noch viele wie ihn in Schottland.

Eigene Übersetzung mit Google-Hilfe

Rezept

Der Legende nach kann man ja kein perfektes Heather Ale mehr brauen, trotzdem will ich versuchen es so zu brauen, dass es meiner Vorstellung aus den verschiedenen gelesenen Beschreibungen entspricht.

Die Grundlage für mein Heather Ale stellt ein etwas stärkeres Scotch Ale. Scotch Ales sind ja traditionell eher bei Stammwürzen unter 11°P zu finden, jedoch gehe ich aus dem gefundenen Material und dem Gedicht aus der Einleitung oben „Was stronger far than wine“ eher davon aus, dass eine hohe Stammwürze anzusetzen ist. Statt Hopfen – oder als Ergänzung zum Hopfen – wird dann Heideblüte eingesetzt. Den blumigsten Geschmack soll man nach Recherche – in hauptsächlich amerikanischen Hobbybrauerforen – bekommen, wenn man frische Heideblüten einsetzt. In Ermangelung an frischer Heideblüte in Lebensmittelqualität (bei Erikas aus dem Baumarkt weiß man nicht, was da als Dünger und Schädlingsbekämpfung eingesetzt wurde) habe ich bisher nur getrocknete Heideblüte verwendet. Dabei ist mir aufgefallen, dass man in Braushops eher eine Mischung mit recht hohem Grünzeuganteil bekommt und als Heideblüten-Tee im Tee-Shop eher nur die gewünschten Blüten. Auch geschmacklich beim Test mit Wasser ist die Heideblüte aus dem Braushop eher grasig, kräuterig und bitter (wegen dem Grünzeug?) und der Tee eher süßlich und blumig. Da Heideblüte bei langem Kochen bitter wird und bei kurzem Kochen bzw. Aufgießen des Tees eher die blumigen Aromen rüber kommen, setze ich mittlerweile die Heideblüte aus dem Braushop am Anfang des Kochens zum Bittern ein und den (teureren) Tee dann zum Kochende.

Angefangen habe ich mit dem Rezept nach Randy Mosher, was ich aus Copyright-Gründen und weil es nicht meinen Erwartungen entsprach hier nicht nennen möchte. Das Ergebnis nach dem Rezept ist recht dunkel und hat meiner Meinung nach zu viel Malzaroma und zu wenig von der Heideblüte. Nachdem ich dann auch mal ein kommerzielles Heather Ale probieren konnte und wieder Recherche in Foren habe ich mittlerweile folgendes Rezept für mein Heather Ale entwickelt. Als Basismalz setze ich Golden Promise, eine schottische Sommergerste, ein, was einen süßlichen Geschmack ins Bier bringt „Was sweeter far than honey“. Dazu eine höhere Kombirast um noch ausreichend Restsüße im Bier zu behalten.

Alle absoluten Mengen auf 23l bei 61% Ausbeute.

  • Stammwürze: 15,5°P
  • Alkohol: ca. 6% Vol
  • Bittere: nicht ermittelbar aus der Heideblüte
  • Reifezeit: 6 Wochen
  • CO2: 4,2g/l

Maischen

  • Golden Promise Pale Ale – 84% – 5,22kg
  • Amber Malt (Fawcett) – 14% – 0,87kg
  • Brown Malt (Fawcett) – 2% – 0,12kg
  • Kombirast 60 Minuten bei 68°C

Kochen

  • Kochzeit 60 Minuten
  • Getrocknete Heideblüten – 4,35g/l – 100g bei Kochbeginn
  • Heideblüten Tee – 8,70g/l – 200g bei Kochende (Flame Out)
  • Bei Kochende aktive Kühlung auf 75-80°C, Tee noch 15 Minuten Whirlpool bei 75-80°C ziehen lassen und dann weiter Kühlen auf Anstelltemperatur 15°C

Gärung

  • Wyeast #1728 Scottish Ale bei 15°C vergären

Wasser

  • Wasserprofil “Edinburgh boiled (Scottish Ale, Malty Ale)” nach Brewers Friend
  • Ca 54mg/l, Mg 23mg/l, SO 139mg/l, Na 39mg/l, Cl 63mg/l, HCO 96mg/l, RA: 1,51°dH

Kommerzielle Heather Ale

Seit 1988 braut Bruce Williams in seiner Microbrauerei „Williams Bros. Brewing Co.“ in Alloa wieder das (nach eigenen Angaben) derzeit weltweit einzige kommerzielle Heather Ale nach einem alten Familienrezept.

Man findet aber auch andere kleine Craft- und Hausbrauereien in Schottland und den USA, die ab und an mal Heather Ales anbieten.

Bei einem meiner Besuche in Schottland fand ich das Heather Ale von Williams Bros in Edinburgh – zufällig im Kühlschrank in einer Disco, was einiges über die vielfältige Bierkultur dort sagt – und konnte es probieren. Das Blumige der Heideblüten kommt für mich bei dem Bier geringer rüber als ich es erwartet habe.

Fraøch – Heather Ale von Williams Bros. Brewing