Berliner Weiße

Probenanalyse

Heiko und ich (Ricardo) haben im Kölner Bierhistoriker e.V. die Patenschaft für die Berliner Weiße übernommen. Wir möchten uns demnach auf die Suche nach möglichst originalgetreuen Rezepten begeben und diese später brauen um die Berliner Weiße wieder zum Leben zu erwecken.
Um uns mit dem Thema vertraut zu machen, habe ich in einem Berliner Craftbeer-Store mehrere Berliner Weiße gekauft. Dort konnte ich dahingehend sogar, für meine Begriffe, professionell beraten werden. Ich fühlte mich zumindest gut aufgehoben und der Verkäufer teilte scheinbar all sein Wissen bzgl. Berliner Weiße und derer Beschaffung mit mir.
In diesem Beitrag will ich in nächster Zeit meinen hoffentlich wachsenden Berliner Weiße-Geschmackshorizont dokumentieren.

Das erste Berliner Weiße auf der Liste meiner ‚Probenanalyse‘ (dient immerhin einem wissenschaftlichen Zweck) ist das Potsdamer Weiße von Braumanufaktur (Köhler & Kirchhoff GbR aus Potsdam).

Potsdamer Weiße 1
Potsdamer Weiße Front

Ich habe die Flasche also aus dem Kühlschrank genommen und überlegt wie und in welches Glas ich den Inhalt nun möglichst sinnvoll einschenke. Richtige Berliner Weiße-Kelche habe ich leider noch nicht. Eine Alternative wäre ein belgischer Kelch gewesen. Ich hatte dann aber die Befürchtung, dass ich bei einem belgischen Kelch auch belgische Aromen und Erwartungen im Kopf gehabt hätte. Also habe ich mich doch für mein Teku-Glas entschieden.

Optik
Frisch eingeschenkt liegt es ziemlich unaufregend im Glas. Eine Schaumkrone ist damit nicht zu machen, nicht einmal aus mehr als 10cm Fallhöhe. Eine leichte schaumige Korona war kurz am Glasrand zu erkennen – das war’s.
Das Bier ist sehr hell, schätzungsweise etwas zwischen 4 und 7 EBC. Zarte CO2-Bläschen wirbeln aufgeregt nach oben.
Ich kann kaum Trübung erkennen, bestenfalls lässt es sich vielleicht als opalisierend bezeichnen. Beim Eingießen des letzten Rests kam deutlich mehr Trub ins Glas. Dann konnte ich auch den ziemlich kompakten Bodensatz erkennen. Also eindeutig nicht gefiltert, dafür aber gut gelagert. Das Bier war immerhin auch schon dem aufgedruckten MHD nahe.

Potsdamer Weiße 2
Potsdamer Weiße im Glas

Geruch
Meine Erwartungshaltung ging in Richtung eines quietschtrockenen Lambics. Das erste Riechen fiel aber deutlich milder aus. Auf der Skala zwischen ‚Mundwinkel hinter die Ohrend ziehend‘ und ‚erfrischend säuerlich‘ trifft es fast die Mitte – die Mundwinkel sind aber doch in einer gewissen Erwartungshaltung.
Viel mehr kann ich, bei meiner ersten ernsthaft betrachteten Berliner Weiße, leider nicht herausriechen. Keine Malzigkeit, kein Hopfen, kein Alkohol – gar nichts. Allenfalls könnte ich noch einen Hauch von muffigen Geruch beschreiben, der könnte aber auch gewissermaßen von meiner Erwartungshaltung kommen.

Geschmack
Wie eben schon erwähnt, ist dies das Berliner Weiße welches ich bewusst, und vor allem pur, trinke.
Der erst Schluck prickelt intensiv im ganzen Mund. Nicht so, dass man das Gefühl hat nur Schaum im Mund zu haben, aber doch stärker als man es von einem gut karbonisierten Weizen kennt. Ich vermute, dass die geringe Stammwürze und der schmale Körper das Bier so wässrig erscheinen lassen, dass ich unweigerlich an eine Art Bio-Brause denken musste.
Auch nach dem hinunterschlucken blieben die Mundwinkel wo sie waren. So sauer ist diese Berliner Weiße gar nicht. Lediglich beim Ausatmen spüre ich nochmal eine etwas scharfe Säure im Rachen.
Die 3,0% Alkohol, die sich aus 7,8% Stammwürze ergaben, sind beim besten Willen nicht auszumachen. Ich bin mir nicht einmal sicher ob ich genau weiß wie Hollunderbrause schmeckt, aber bei diesem Bier geht mir jene nicht mehr aus dem Kopf.

Selbst mehrere Schluck hintereinander, es müssen wohl knapp 0,1l gewesen sein, bewirken kein stören Sauergefühl. Das scharf-saure Gefühl im Rachen verstärkte sich zwar merklich, blieb jedoch immer noch so, dass ich nun zu dem Entschluss gekommen bin Berliner Weiße auch gerne ohne „rot“ oder „grün“ trinken zu können.

Mikroorganismen
Nach Auskunft des Verkäufers im Berliner Craftbeer-Store wurde diese Weiße lediglich mit Milchsäurebakterien gebraut. Ich werde mich im erkundigen inwiefern das korrekt ist und wo ich doch noch eine „Echte Berliner Weiße“ herbekommen kann. Ich hörte da etwas von einer Start-up Brauerei die sich auf jene spezialisiert hat, nach Bedienung der Gläubiger aber die Produktion aufgrund von Problemen mit dem Verpächter einstellen musste.

Fazit
Für ein Fazit ist es nach der ersten Weiße noch zu früh. Hier muss ich mein Ergebnis nachliefern, wenn ich noch ein oder zwei Weitere ‚Proben‘ aus meinem Kühlschrank entnommen und analysiert habe.